Mannheimer Morgen, Dienstag, 17.10.2017: Sanel Kazaferovic ist vor zwei Jahren aus Bosnien nach Deutschland gekommen. “Ich war vorher nie hier”, erzählt er in sehr gutem Deutsch. “Wenn man aus so einem kleinen Land wie Bosnien kommt, ist man hier erst einmal überwältigt von allem.” Für ihn ist das Welcome Center Rhein-Neckar die Rettung. Vor gut drei Jahren starteten die Städte Mannheim, Heidelberg und der Rhein-Neckar-Kreis aus Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes dieses Serviceangebot für internationale Fachkräfte, die in Deutschland Fuß fassen wollen. “Das Welcome Center ist ein super Wegweiser”, ist der 28-jährige Bosnier begeistert. “Mir hat das ziemlich geholfen, die richtigen Ansprechpartner zu finden.”
Fast 1000 Menschen betreut
Einen Job hat Sanel Kazaferovic bei dem Elektrofachbetrieb Dektro Abel in Neckarau gefunden – und ist sehr zufrieden. Seinen Studienabschluss der Wirtschaftsinformatik in Bosnien möchte der 28-Jährige noch in Deutschland anerkennen lassen. Auch hierbei hilft das Welcome Center und vermittelt die richtigen Ansprechpartner. So wie dem Elektronikfachmann ging es in den vergangenen drei Jahren insgesamt 968 internationale Experten, die das Welcome Center aufgesucht haben. Doch nicht nur Fachkräften aus dem Ausland soll die Beratungsstelle helfen. Insgesamt 190 Unternehmen wurden in der Region in den vergangenen drei Jahren beraten.
Mangel an Experten abfedern
Alle Beteiligten zogen nun Bilanz – mit einem positiven Fazit. Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch betonte, wie hoch der Druck bei regionalen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sei. Sie hätten in den großen Firmen, die weltweit agierten, eine starke Konkurrenz, seien aber genauso auf Fachkräfte angewiesen. Diese KMU unterstütze das Welcome Center an den drei Standorten Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis. Den Mangel an Experten “werden wir nur abfedern können, wenn wir internationale Fachkräfte starker in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren”, sagte Grötsch. Das Welcome Center Rhein-Neckar sei ein zentraler Baustein hierbei. Die Anlaufstelle habe “eine wichtige Lotsenfunktion”, hier werde “schnell und effizient geholfen”, ergänzte Katrin Schütz vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau. “Die Skepsis, die es vor drei Jahren noch gab, war unbegründet”, erklärte Ulrich Manz von der Agentur für Arbeit, die auch zu den Kooperationspartner gehört. “Außerdem wird der Fachkräftemangel uns noch stärker in die Pflicht nehmen.” Eine gute Willkommenskultur für internationale Experten müsse daher gepflegt werden.
Bei der Evaluation des Angebots kam heraus, dass Dreiviertel der Fachkräfte, die zum Welcome Center kamen, einen Nutzen daraus ziehen. Das teilte Christiane Ram von der Wirtschafts- und Strukturförderung der Stadt Mannheim mit. Das Welcome Center werde bereits an allen drei Stadorten gut angenommen, müsste aber noch bekannter gemacht werden, sagte sie.
WELCOME CENTER
- Mit dem Welcome Center Rhein-Neckar (WCRN) startete 2014 ein regionales Beratungsangebot.
- Dieses soll die Willkommenskultur für internationale Fachkräfte stärken und als Anlaufstelle für kleine und mittlere Unternehmen dienen, die Experten aus dem Ausland gewinnen möchten.
- Bis Ende September wurden durch das WCRN 190 Unternehmen und 968 internationale Fachkräfte aus mehr als 50 Nationen beraten. Die meisten stammen aus Spanien, Syrien, Portugal, Indien, Italien und der Türkei.